Vielleicht möchten Sie wissen, wie es unserer/Ihrer Gemeinde geht?
Es ist still im Gemeindehaus – und das ist über längere Dauer nie ein besonders gutes Zeichen für eine Gemeinde.
Wir als Auslandsgemeinde, die sich über ganz Norwegen erstreckt (zw. dem Südlichsten und dem Nördlichsten Gemeindemitglied liegen 2300 km), alle Gelder über Spenden und Mitgliederbeiträge und Vermietungen in unserem Gemeindehaus erwirtschaften müssen (wir bekommen keine Gelder aus Deutschland), und mit 2 Personalstellen (von Reinigung über Büro bis Pfarrer) sind seit jeher Kreativität und Flexibilität und Kommunikation über weite Entfernungen gewohnt.
In den letzten 3 Jahren hatten wir das Glück, unsere technische Ausstattung, Arbeitsstrukturen und unseren Haushalt stabilisieren und ausbauen zu können, nachdem es viele Jahre Stagnation und „Rückstau“ gab. Diese Situation lässt uns die derzeitigen Umstände etwas „abgefedert“ erleben. Dennoch haben wir an einigen Stellen große Sorgen:
-Wir leben von Einladungen und Veranstaltungen, die Menschen und Gruppen über Grenzen von Kultur, Religion, Sprache, Lebensform u.a. zusammenbringen. Im Moment entfallen nicht nur alle gemeindlichen Veranstaltungen (Gottesdienste, Konfirmandentreff, Seniorenkreis, Kindergruppen u.a.). Im Moment stagniert auch vollkommen unsere Arbeit und Zusammenarbeit im gesellschaftlichen Bereich (Zusammenarbeit mit den anderen deutschsprachigen und kommunalen Institutionen und gesellschaftlichen Gestaltern: Kirchenmusikfestival, Oslo Kulturnacht, Deutsche Schule, Botschaft, …)
Wir haben aktuell die Befürchtung, dass, selbst wenn die Restriktionen gelockert werden und sich das öffentliche Leben wieder etwas normalisiert, große Veranstaltungen mit vielen Menschen (Reformations-Halloweenfest mit der deutschen Schule, St. Martin mit dem deutschen Kindergarten, Volkstrauertag mit Botschaft, Schule u.a. Institutionen, Adventsmarkt mit Händlern und Künstlern aus der Nachbarschaft, Adventsfeiern mit der ungarisch-norwegischen oder der österreichisch-norwegischen Gesellschaft, Karneval ….) weiterhin stark eingeschränkt sein werden, da es da i.d.R. Essen, Trinken, Enge und viele Leute auf engem Raum gibt. Kurz gesagt, wir haben im Moment den Eindruck, dass unsere Kernarbeit nicht nur unterbrochen ist, sondern langfristig neu gedacht und organisiert werden muss. Dabei gibt es aus heutiger Sicht mehr Ungewissheit als Klarheit, so dass wir gar nicht einfach heute anfangen könnten.
Den Kontakt zu unseren Mitgliedern und befreundeten Institutionen können wir zur Zeit über gut funktionierende digitale Wege organisieren und gestalten. Andachten, Gottesdienste und andere gemeindlich-kirchliche Angebote konnten wir in den letzten Tagen in digitale Formate übertragen und von diesen zu gegebener Zeit wieder umstellen.
Wie haben unsere Internetpräsenz https://www.deutschegemeinde.no erweitert und angepasst. Wir versenden jeden Sonntag zur Gottesdienstzeit 11.00 Uhr einen kleinen Lesegottesdienst und schalten zeitgleich auf unserer Internetseite Videoandachten frei. GKR-Sitzungen und Konfirmandenarbeit sind digital.
Die Seelsorge in Pflegebereichen und Gefängnissen ist im Moment eingeschränkt. An die Besuchsverbote, die wir selbstverständlich einsehen, halten wir uns. In die Gefängnisse Oslo und Kløfta besteht über die dortigen Gefängnisseelsorger telefonischer und E-Mail-Kontakt. Nach Auskunft in Oslo haben die Insassen in Oslo durch das Besuchsverbot erweiterte und großzügigere Telefonmöglichkeiten erhalten, die auch genutzt werden.
Die Gemeinde lebt z.T. von Vermietungen von 3 Gästezimmern und 4 Wohnungen im Gemeindehaus. Die Wohnungen sind unbefristet vermietet. Dort sind keine Einbußen zu befürchten. Die derzeit 3 Gästezimmer werden jeweils für ca. ein halbes Jahr an Praktikanten vermietet. Derzeit ist die Situation bis Juni stabil. Nur für ein Zimmer gibt es ab Juli bis Ende Dez. noch keine Nachfrage. Das ist zu normalen Zeiten noch nicht dramatisch. Sollte sich aber wegen der unsicheren Situation ein Leerstand ergeben, werden wir starke wirtschaftliche Einschränkungen haben.
Unseren Gemeindesaal vermieten wir alle 14 Tage an die Storbymenighet und bei Bedarf an ausgewählte Veranstaltungen. Im Moment dürfen wir den Saal nicht vermieten und haben eine monatliche Einbuße von ca. 7000 kr.
Drei unserer Mitarbeiter (Reinigungsbereich, Hausmeister) sind seit Mitte März permittiert, unsere Büroleiterin arbeitet z.T. von zuhause. Wir versuchen derzeit, Regelungen für die Lohnfortzahlungen zu Gunsten unserer Mitarbeiter zu finden.
Die laufende Arbeit, Verwaltung (Hausverwaltung, Mitarbeiterbetreuung, Seelsorge, Büro, Planung, …) obliegt mir als Pfarrer.
Ob die Schließung der Gemeinde im Moment auch an anderen Stellen Kosten einspart, lässt sich noch nicht absehen.
Wir befürchten, dass wir in den nächsten Monaten mit erheblichen Spendeneinbußen rechnen müssen, da viele unserer Spender in wirtschaftlich unübersichtliche Situationen geraten und andere sich mit ihren Spenden an andere Spendenempfänger (wo der Bedarf größer und vermutlich wichtiger ist) richten werden.
Mit der EKD und dem Auswärtigen Amt gibt es einen guten und regelmäßigen Austausch.